Es folgt ein etwas anderer Jahresrückblick als zunächst geplant. Dieser Beitrag wartet schon seit einer halben Ewigkeit darauf vollendet und veröffentlicht zu werden, aber ich konnte mich in letzter Zeit nicht dazu motivieren, war ich doch zu beschäftigt mir meine Gedanken über das ein oder andere Thema zu machen. Was folgt ist ein Beitrag über Entscheidungen, Verlustängste, Höhen und Tiefen, den Drang dazuzugehören, den Versuch Privat- und Berufsleben unter einen Hut zu bekommen und die Zukunft.

Bestandsaufnahme

Zunächst sei einmal erklärt, was mich dazu bewogen hat, diesen Artikel zu schreiben. Dazu gehört eine kleine Bestandsaufnahme. Ich, Jasmin, seit kurzem 29 Jahre jung, habe ein wirklich wunderschönes aber auch hartes Jahr hinter mir. 2017 (Ja, du hast richtig gelesen, ich muss etwas ausholen und starte bei 2017…) war für mich das Jahr der Veränderungen. Ich habe eine fast vierjährige Beziehung mit einem Partner beendet, der fast alles für mich getan hat, trotzdem war ich aber nicht mehr glücklich in unserer Beziehung. Ich bin von Niederösterreich bereits zum zweiten Mal wieder zurück nach Wien gezogen, was wohl das beste war, was ich zu dieser Zeit machen konnte. Mitte des Jahres habe ich bei dem Unternehmen, bei dem ich über acht Jahre lang angestellt war, gekündigt und mich beruflich komplett neu orientiert. Ende des Jahres bekam ich dann die Chance einen Teilzeitjob in einem IT-Start-up anzunehmen und finanzierte mir mein Leben fortan damit plus meiner Selbstständigkeit als Unternehmerin und Leiterin einer kleinen, feinen Werbeagentur mit den Schwerpunkten Social Media-, Influencer- und Event-Marketing. Klingt im Nachhinein betrachtet nach früher Midlife crises… Kurz vorweg genommen: keine dieser Entscheidungen habe ich bis jetzt bereut. 😉

Kommen wir zu 2018…

Anfang 2018 lernte ich dann auch einen neuen Mann kennen. Ich war ziemlich glücklich und habe mich schon lange nicht mehr so wohl in meiner Haut gefühlt. Wir hatten wunderschöne gemeinsame Momente, zumindest empfand ich das so, und alles schien sich einfach zu fügen. Beruflich gesehen gab es 2018 so einige Auf und Abs. Sagen wir mal so, es ist verdammt erfüllend und spannend, allerdings aber auch alles andere als leicht, ein Start-up mit aufzubauen und noch dazu nebenbei ein eigenes Unternehmen am Laufen zu halten. 24/7 wird da mal schnell zur Realität

Im September geschah dann etwas – für mich – Unvorhergesehenes. Mein Freund hat mich von heute auf morgen verlassen… auf eine ziemlich ungute Art und Weise. Details erspare ich dir (und mir) an dieser Stelle lieber.

Das Leben der anderen!

September 2018 war echt hart für mich. Die plötzliche Trennung von meinem Freund hat mich ins Wanken gebracht. Ich traue mich zu behaupten, dass mich für gewöhnlich wirklich wenig aus der Bahn wirft, aber ich musste mir schlussendlich doch eingestehen, dass mich diese Erfahrung schwer getroffen hatte. Während ich so mehr oder weniger still vor mich hin litt und mir tatsächlich auch einmal erlaubte, dass es mir auch einmal nicht gut gehen darf, überraschten mich Familienmitglieder, Freunde, ehemalige Schulkolleginnen und Bekannte mit den neuesten Nachrichten à la: „Ich bin schwanger!“, „Hast du schon gehört? Der baut gerade Haus!“ „Die haben sich endlich verlobt!“ usw. usf.

In der selben Zeit wurde ein Klassentreffen unter meinen Matura-Schulkolleginnen ausgeschrieben. Fast alle aus der Ex-Klasse sagen zu. Nahezu die Hälfte erscheint schwanger oder/und mit Kleinkind. Die Themen am Tisch: Schwangerschaft, Erziehung, Hausbau, Hochzeit. Uff…

… und ich nur so… 

Ich bin beruflich erfolgreich. Das war ich schon immer. Zu meinen Anfängen im Berufsleben habe ich es nach nur zwei Dienstjahren geschafft einen Führungsposten als Vertretung meiner Leitung und die Leitung mehrerer Projekte und Arbeitsgruppen anvertraut zu bekommen. Und das in einem Unternehmen, in dem diese Dinge oft nur älteren KollegInnen vorbehalten sind.  #levelup

Was meinen Job angeht war und bin ich eine absolute Ehrgeizlerin. Ich gehöre zu den Menschen, die nicht arbeiten gehen, weil sie es müssen, sondern weil sie darin Erfüllung suchen und esssss lieeeebeeeen. <3 Für mich ist klar, dass ich beruflich etwas erreichen möchte. Vergleiche ich mich mit meinen Freundinnen, Kolleginnen und Familienmitgliedern, bin ich die toughe Businesslady, die, die Karriere macht, während die anderen Nestbauen und am Nachwuchs basteln. Und natürlich kommen dann ab und an so Kommentare, wie ob ich denn nicht auch einmal Kinder haben möchte und ob ich es für richtig und wichtig halte, mich in meinem Job so reinzutigern.

Im neuen Jahr 2019 werde ich dreißig und ich kann nicht leugnen, dass auch ich mir diese Fragen stelle. Vor allem weil es ja gerade nicht spurlos an mir vorübergeht, dass meine Lieben ganz andere Leben führen als ich und ganz andere Ziele verfolgen. Läuft da wohl etwas falsch bei mir?

Ich merke wie schwer es geworden ist mit Freundinnen an einem Tisch zu sitzen und ausgiebig und unbefangen zu plaudern. Warum? Weil wir uns alle in komplett unterschiedlichen Lebensphasen befinden… da sind die, die bereits Kinder haben; die, die gerade versuchen schwanger zu werden; die, die es gerade sind und ich, die, die gerade befördert wurde… Keine traut sich ausgiebig aus ihrem Leben zu erzählen, aus Angst, die anderen zu verletzen, ihnen auf den Schlips zu treten, sie zu langweilen. Verständlich! Auch ich nage an so Kommentaren, wie „Ach, ich beneide dich, dass du machen kannst was du willst!“ oder „Mit Kind ist halt alles nicht mehr so leicht!“ Auch wenn diese bestimmt nicht böse gemeint sind.

 

Doch eigentlich ist das alles Blödsinn! Weder meine Freundinnen noch ich sollten sich gegenüber den anderen zurücknehmen müssen. Wir sollten einfach nur respektieren, dass wir gerade in unterschiedliche Lebensphasen stecken. Soll das jetzt heißen, dass ich meinen Freundinnen stundenlang dabei zuhören muss, wie sie über Schwangerschaft und Erziehung diskutieren? Müssen sie meinen Berichten über nächtliche Arbeitssessions und Tage vollgeplant mit Meetings und Terminen lauschen? Hin und wieder ja, man ist ja schließlich befreundet um sich gegenseitig zuzuhören und Unterstützung zu geben und somit ist es bestimmt möglich eine gute Abwechslung in die besprochenen Themen zu bringen.

In den letzten Monaten habe ich ziemlich ausgiebig über genau solche Dinge nachgedacht. Natürlich vergleichen wir uns mit anderen. Natürlich fragen wir uns, ob wir uns für den richtigen Lebensweg entschieden haben, aber gibt es „den richtigen Weg“?

Do it your way!

Will ich einmal Kinder haben? Ich denke ja, ganz sicher bin ich mir allerdings noch nicht. Ist mir mein Job, meine Karriere, wichtig? Stand heute: Absolut! Könnte ich mir vorstellen auf eines der beiden zu verzichten? Keine Ahnung! Muss ich denn auf etwas verzichten um das andere zu bekommen/zu erreichen?

Durch das ganze Grübeln und Vergleichen habe ich allerdings eines für mich herausgefunden: es ist gut so wie es ist. Ich bin verdammt stolz auf alles was ich in der letzten Zeit geschafft habe und happy damit, wie sich mein Leben momentan entwickelt. Ich setze mir sowohl beruflich als auch privat regelmäßig neue Ziele und überlege mir wo mein Weg hingehen könnte. Diese Ziele und Wünsche dürfen sich allerdings auch wieder ändern. Sie sind nicht in Stein gemeißelt. Wichtig ist nur zu seinem eigenen Weg zu stehen und den der anderen zu respektieren. Seien wir doch froh in einer Gesellschaft zu leben, in der wir annähernd das erreichen und tun können, was wir selbst wollen. Das ist keine Selbstverständlichkeit!

Für mich ist klar: Wenn ich beschließe keine Kinder zu bekommen, dann ist das meine Entscheidung. Wenn ich in einer Wohnung in Wien leben möchte, statt in einem Haus am Land, dann ist das gut so. Wenn ich lange Arbeitstage und abendliche Meetings und Veranstaltungen gut finde, dann ist das nun mal so. 😛

 

Und weißt du was? Für dich gilt das genauso! Frei nach dem Motto „I do it my way!“

 

Wege …

fordern Bewegung,
machen uns Beine,
sind ausgetreten
oder neu.

Sie führen uns zu
vertrauten Plätzen
oder ins Ungewisse,
sie machen Hoffnung,
bergen Spannung.

Wege verzweigen sich
in Auswege, Umwege,
Irrwege, gerade oder
verschlungene Wege.

Am Ziel
jedoch solltest
Du sagen können:

I did it my way

Unbekannt

3 Comments

  1. „Läuft da wohl etwas falsch bei mir?“
    Hey Jasmin =) Der Beitrag is echt super spitze geworden, hab ihn grad nochmal gelesen.
    💯👏
    Den Satz oben habe ich angeführt, weil ich mich das in letzter Zeit auch öfter gefragt habe. Du hast so recht mit allem was du schreibst und das Leben ist halt einfach so. Auch wenn man sich das erfüllt, oder erfüllt hat was man sich wünscht – gewünscht hat, so ist es nie wirklich perfekt. Bzw kann man nie sagen, so das is es und jetz is alles erledigt. Immer gibt es Stolpersteine und Herausforderungen und damit muss man umgehen lernen. Das Motto bzw der Satz „I did it my way“ sollte echt ins Hirn eingebrannt werden. Damit man net vergisst, auch mal stolz auf das zu sein was man geschafft hat. 👍🏻♥️

    Hoffe dir geht’s gut und hoffentlich bis bald. LG Sonni😘🤗💖

  2. Ja da hast du recht man wird sich immer mit Leuten vergleichen die einen Nahe stehen! Aber das wichtigste ist wie du es auch geschrieben hast ist einfach zu sich selbst zu stehen und das zu machen was für einem wichtig ist !

  3. Toller Beitrag und ich kann mich total damit identifizieren. Gehöre auch eher zur Karriere-Fraktion und stell mir doch auch manchmal die Frage, ob das so richtig für mich ist. Aber solang es mich glücklich macht, seh ich andererseits auch keinen Grund etwas zu ändern 🙂 wünsch dir alles Gute weiterhin!

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