Wer mich kennt oder meinem Blog bzw. meinen Social Media Kanälen, allen voran Instagram, schon etwas länger folgt, weiß, dass ich seit vielen Jahren an Migräne leide. Genau genommen seit über 15 Jahren!!! Als ich zwölf Jahre alt war, hatte ich meinen ersten Aura Migräne Anfall und seitdem erwischt es mich regelmäßig. Ich war schon bei vielen Ärzten und habe unzählige Untersuchungen über mich ergehen lassen. Die Migräne ist trotzdem noch präsent in meinem Leben. Jetzt mit 28 Jahren kann ich aber sagen, dass ich die Anfälle gut im Griff habe. Wie ich mit dem „Gewitter im Kopf“ umgehe und es geschafft habe die Attacken zu verringern, verrate ich dir in diesem Artikel, der übrigens lange darauf gewartet hat, endlich veröffentlicht zu werden…
Migräne – Gewitter im Kopf
Migräne ist kein gewöhnlicher Kopfschmerz, Betroffene können ein Lied davon singen. Sie kommt unvorhergesehen und kann Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Sucht sie mich heim, bezeichne ich sie auch gerade deshalb als Migräne- „ATTACKE“, denn in solchen Momenten fühle ich mich tatsächlich wie attackiert. Heftige Kopfschmerzen, oft begleitet von neuronalen Funktionsstörungen, damit bin ich nicht allein. „Migräne ist eine der häufigsten Krankheiten weltweit“, betont der Neurologe Christian Wöber von der Medizinischen Universität Wien in einem Interview mit DerStandard. „Etwa zehn bis zwölf Prozent der Bevölkerung sind betroffen.“ Schätzungen lassen vermuten, dass in den USA ca. 30 Millionen und in Deutschland 6 bis 8 Millionen Menschen an Migräne erkrankt sind. Für Österreich gibt es keine genauen Zahlen. (Schätzungen übrigens deshalb, weil sich Migräne nicht zweifelsfrei diagnostizieren lässt.)
Über die Entstehung der Migräne ist sich die Wissenschaft bis heute noch nicht einig. Das macht sich auch bemerkbar, wenn man das Internet nach dem Thema durchforstet. Man stößt auf zahlreiche, unterschiedliche (!) Meinungen, Forschungsansätze und -ergebnisse. Auch Ärzte haben verschiedene Meinungen und Zugänge zur „Volkskrankheit“ Migräne. Das macht den Umgang damit für Betroffene nicht gerade einfach.
Aura Migräne
Um die 15% der Migränepatienten leiden an Migräne mit Aura, die in den meisten Fällen der eigentlichen Kopfschmerzphase vorangeht. Dazu gehöre auch ich! Aurasymptome sind neuronale Funktionsstörungen. Dazu zählen zum Beispiel:
- visuelle Störungen/Bildstörungen: Skotome (*etwas weiter unten siehst du ein Foto, das zeigt wie eine solche Beeinträchtigung wahrgenommen werden kann), Wahrnehmung gezackter Figuren, Verlust des räumlichen Sehens, Unschärfe oder halbseitiger Verlust des Sehens
- Störungen des Geruchsempfindens
- Sensibilitätsstörungen: Verlust der Berührungsempfindung, Kribbelempfindungen in Armen, Beinen und Gesicht
- Gleichgewichtsstörungen
- Sprachstörungen oder
- andere neurologische Ausfälle
Die Migräne Aura wird von jedem Betroffenen anders wahrgenommen und beschrieben. Dabei gehen meist mehrere Funktionsstörungen ineinander über, d.h. ein Symptom beginnt, verschwindet nach einer gewissen Zeitspanne wieder, geht aber in ein anderes Symptom über. Die Aurasymptome können sich im Laufe des Lebens bei Migränebetroffenen verändern. Nicht jede Migräneattacke verläuft also mit den gleichen Symptomen. Wie ein klassischer Migräneanfall mit Aura bei mir abläuft, beschreibe ich dir weiter unten im Artikel. Diese Dynamik der Symptome (langsames Einsetzen und Abklingen) ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen neurologischen Erkrankungen, insbesondere gegenüber dem Schlaganfall, der ja prinzipiell ähnliche Symptome aufweist. Die Symptome der Aura dauern meist bis zu einer Stunde an, in seltenen Fällen länger. Nach der Aura setzt meist der bekannte Migräne-Kopfschmerz ein. Allerdings kann die Aura auch ohne Kopfschmerz auftreten.
Funfact: (als Betroffene bin ich mir allerdings bewusst, dass es an Migräne rein nichts Lustiges gibt…) Vincent van Goghs berühmtes Gemälde „Sternennacht“ soll durch Inspirationen aus Wahrnehmungsstörungen einer Migräne Aura entstanden sein.
Migräne und ich
Wie bereits erwähnt, leide ich seit meinem zwölften Lebensjahr an Migräne mit Aura. An meinen allerersten Anfall kann ich mich noch gut erinnern. Ich war in der Schule und an dem Tag stand Schwimmunterricht am Stundenplan. Eine Schulstunde, bevor es los ins Hallenbad ging, veränderte sich plötzlich meine Wahrnehmung. Ich konnte auf die Sekunde nicht mehr klar sehen und verspürte einen leichten Druck rund um die Augen-/Stirnpartie. Im Waschraum spritzte ich mir Unmengen an kühlem Wasser in mein Gesicht und versuchte so wieder zu klarem Bewusstsein zu kommen bzw. mein Sehvermögen zu verbessern. Ich kann es gar nicht genau beschreiben. Da die Symptome nicht verschwanden, bat ich meine Klassenvorständin meine Mutter zu kontaktieren, die mich dann von der Schule abholte. Zu der Zeit dachten sowohl meine Klassenlehrerin, als auch meine Mutter, ich würde alles nur vortäuschen, um nicht in den Schwimmunterricht zu müssen. Zugegeben, ich hasste Schwimmen wirklich, aber das war alles andere als vorgetäuscht. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, wie es dann zu Hause weiterging. Es sollte jedenfalls nicht der letzte Migräneanfall gewesen sein…
Arztbesuche folgten. Da auch meine Omas (ja, beide!) an Migräne litten, war der Verdacht nahe, dass auch ich betroffen sein könnte. MRT- und CT-Untersuchungen meines Gehirns zeigten Gott sei Dank keine Auffälligkeiten. Der Verdacht bestätigte sich: Diagnose Migräne mit Aura. Grob geschätzt habe ich seitdem, wenn man von ca. einer Attacke im Monat ausgeht, bereits an die 200 Migräneanfälle durchgestanden. In stressigeren Phasen habe ich in manchen Monaten aber sogar bis zu drei Mal Migräne. Das kann die Lebensqualität ziemlich einschränken. So suchen mich Attacken zu den unpassendsten Zeiten und heim: in Meetings oder Fortbildungen, während Lehrausgängen, im Urlaub, beim Friseurbesuch… letzten Sommer war meine Migräne sogar so nett und hat mich zu einem Vorstellungsgespräch begleitet.
Meine Aurasymptome
Dabei haben sich meine Aurasymptome in den vergangenen 16 Jahren kaum verändert. Ein typischer Anfall beginnt bei mir mit visuellen Störungen (negatives Skotom*), diese gehen über in ein Taubheitsgefühl und Kribbeln meist in der rechten Hand (fühlt sich an als wäre die Hand eingeschlafen), das sich dann auch in einem Teil meines Gesichts oder auf Lippen und Zunge ausbreitet. Rein äußerlich merkt man mir diese Symptome NICHT an. In ganz seltenen Fällen kommen bei mir auch Sprachstörungen als Aurasymptome vor. Mir fällt es dann besonders schwer vollständige, sinnvolle Sätze zu bilden. Ich weiß zwar genau was ich gerne sagen möchte, aber es kommt komplett ungeordnet aus meinem Mund. Danach setzt der richtige Kopfschmerz ein. In den ersten Jahren, in denen ich an Migräne litt, kamen hier noch Übelkeit und manchmal sogar Erbrechen dazu.
Die Angst wird immer bleiben…
Angst ist bei mir ständiger Begleiter eines Migräneanfalls. Da die Symptome sehr ähnlich, der eines Schlaganfalls sind, schwingt bei mir immer vor allem die Angst mit, eines Tages so einen zu erleiden. Aber kein Migräneanfall gleicht genau dem anderen. So ist es gar nicht so leicht Symptome „abzuschätzen“. Dauern einzelne Auraphasen dann länger als gewöhnt oder treten leicht verändert auf, verspüre ich immer besondere Angst und mache mir Sorgen. Ein stabiles Umfeld, mit besonders einfühlsamen Menschen, die auch Verständnis für dieses Krankheitsbild zeigen, ist Gold wert sage ich dir da nur!
Das hilft mir im Akutfall!
Lebt man schon so lange mit Migräne, beginnt man sie anzunehmen. Sie gehört halt zum Leben! Ich war wie erwähnt bei vielen Ärzten und habe so einiges versucht. Die Migräne ist immer geblieben. Immerhin habe ich es geschafft meine Anfälle deutlich zu reduzieren. Sucht mich jetzt Migräne heim, ist sie auch weniger heftig als früher. Geholfen hat mir dabei ein besonderes Vitaminpräparat aus Magnesium und Riboflavin, das mir mein Neurologe empfohlen hat: Migravent. Dabei handelt es sich um ein Nahrungsergänzungsmittel zur diätischen Behandlung der Migräne, das rezeptfrei in Apotheken erhältlich ist. Ich nehme täglich zwei der Vitaminkapseln und habe das Gefühl, dass sie mir helfen. Seit Jahren führe ich, nach Anordnung meines Neurologen, einen Kopfschmerzkalender, indem ich Migräneanfälle protokolliere. Auch die Auswertung dieses zeigt, dass sich meine Migräne seit der Einnahme von Migravent und regelmäßigem Rückentraining (z.B. durch Yoga) „gebessert“ hat.
Erwischt mich dann doch einmal ein Migräneanfall helfen bei mir nur mehr Schmerzmittel wie Aspirin+C oder Mexalen, Raum verdunkeln, sämtliche Lärmquellen entfernen und das ganze durchstehen. Wer glaubt man kann während eines Migräneanfalls schlafen, der irrt… ich zumindest kann es NICHT!
Diagnose Migräne, und jetzt?
By the way möchte ich hier anmerken, dass es Migränepatienten gibt, die weit mehr unter den Attacken leiden als ich, da sie sie noch häufiger oder viel, viel schlimmer erwischen.
Ist man selbst betroffen, weiß man, es gibt kein Generalrezept, kein wirkliches Heilmittel. Durch fachliche Beratung, kann man aber bestimmt einen Weg finden, Anfälle zu reduzieren, Anfallstärke zu schwächen und so die Lebensqualität wieder zu steigern.
Neue Behandlungsansätze, wie die Ketogene Diät, könnten dabei in Zukunft richtungsweisend sein. Ich bin im Zuge der Recherche für diesen Artikel darauf gestoßen und werde diese Methode auf alle Fälle im Auge behalten. Ein interessantes Youtube-Video, das ich zu diesem Thema gefunden habe, möchte ich dir nicht vorenthalten. Du findest es unter den Quellenangaben am Ende des Beitrages. Dabei wird einem gleich auch wieder etwas bewusster, dass man mit dieser Krankheit (Gott sei Dank) nicht allein ist.
Leidest du auch unter Migräne oder hast Angehörige, Bekannte, die daran leiden?
Wie gehst du damit um? Was hilft dir?
Quellenangaben:
Ketogene Diät – Evolution Radio Show, Youtube
https://de.wikipedia.org/wiki/Aura_(Migräne)
https://www.dred.com/de/migraene-mit-aura.html
http://www.migraeneinformation.de/molmain/main.php?docid=316
https://derstandard.at/2000023490841/Migraene-Ein-Knock-out-im-Nervensystem
2 Comments
SUPER geschrieben 🙂
Mister
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