Die letzten Wochen habe ich ziemlich viel Zeit mit Lesen verbracht. Wer mich länger kennt, weiß, dass ich eine absolute Leseratte bin. Normalerweise zumindest, denn in den letzten Monaten kam mein Lieblingshobby einfach viel zu kurz. Für die Sommermonate hatte ich mir aber fest vorgenommen, Bücher zu lesen, die schon seit Ewigkeiten in meinem Bücherregal stehen und nur darauf warteten endlich gelesen zu werden. Auch einige alte Schmöker schrieen förmlich danach, ein zweites oder drittes Mal gelesen zu werden, aber dazu später mehr.

Anfang Juli griff ich dann zu folgendem Buch: „Ich bin dann mal offline – ein Selbstversuch, Leben ohne Internet und Handy“ von Christoph Koch.

 

Kein Internet ist auch keine Lösung…!?

Aufgrund eines Wohnungswechsels und eines Kommunikationsproblems mit seiner für den Internetanschluss zuständigen Telefonfirma, wurde Christoph Koch zunächst zwangsweise vom Netz abgekoppelt. Aus der Not machte der deutsche Journalist eine Tugend und gleich eine vierzigtägige Nulldiät: kein Internet und kein Handy.

In „Ich bin dann mal offline“ erzählt Koch tagebuchartig wie es ihm in den vierzig Tagen Abstinenz ergangen ist, was er alles erlebt hat, aber auch wie seine Mitmenschen auf sein Projekt reagiert haben. Das Buch ist absolut lesenswert und obwohl die Erstauflage bereits 2010 erschienen ist, ist das behandelnde Thema aktueller denn je. Christoph Koch mischt sich zu Recherchezwecken unter Amish und ergründet deren Einstellung zu neueren Technologien. Außerdem trifft er Gorden Hempton, einen Geräuschesammler, und durchquert das akustische Naturschutzgebiet im amerikanischen Regenwald in der Nähe der Grenze zu Kanada. Er berichtet von anfänglichen Entzugserscheinungen, verbesserter Konzentration während des Selbstversuches und dem Gefühl kurz vor seinem Wiedereinstieg in das WorldWideWeb.

Internet-Demenz

Ich war so angetan und motiviert vom Buch, dass ich selbst Anfang Juli mein Handy für zwei Tage ausgemacht habe. Das ist zwar nicht viel, aber normalerweise läuft es bei mir, wie wahrscheinlich auch bei dir, ununterbrochen. Die ersten Stunden, nachdem es aus war, war ich etwas nervös und unruhig. Was wenn mich Freunde erreichen wollten? Auch mein Laptop blieb diese Stunden aus, somit war ich auch nicht wie üblich auf Facebook oder via E-Mail erreichbar. Meine Eltern setzte ich übrigens davon in Kenntnis eine geraume Zeit über nicht erreichbar zu sein. Irgendjemand sollte doch Bescheid wissen…

Erstaunlicherweise bin ich relativ rasch in Situationen gekommen, in denen ich unter normalen Umständen sofort mein Handy zücken würde um z.B. etwas in die Googlemaske einzutippen o.Ä. Dabei fiel mir auch auf, wie denkfaul ich doch schon geworden war. Wozu nachdenken, wenn Google die Antwort in zwei Sekunden parat hat?

Auch in den klassischen Wartemomenten, wusste ich zunächst nichts mit meiner Zeit anzufangen. Die Straßenbahn kommt in drei Minuten? Für gewöhnlich drei gespendete Minuten an Instagram oder Facebook. Spannend: hat man Zeit ein wenig die Menschen um einen herum zu beobachten, fällt stark auf, dass jeder zweite in sein Handy vertieft ist… Mir fiel auch auf, wie häufig ich dazu tendierte, während dem Essen oder auch dem Telefonieren, am MacBook oder Handy herumzutippen und mich gar nicht richtig auf meine eigentliche Aktivität oder meinen Gesprächspartner zu konzentrieren. Alles übrigens auch Dinge, die Koch in seinem Selbstversuch bemerkte.

Digitale Reduktion

Auf den Wegen zwischen meinen Terminen oder Erledigungen stecke ich mein Handy nun immer häufiger weg und achte vermehrt auf meine Mitmenschen und das Geschehen rund um mich. Abgesehen davon versuche ich nun auch regelmäßig handyfreie Tage oder zumindest Stunden einzulegen und dabei meine Gedanken und Aufmerksamkeit wirklich den Dingen oder Menschen zu widmen, mit denen ich mich gerade beschäftigen möchten.

Übrigens war mein Handy vergangenen Samstag den ganzen Nachmittag über und mein Notebook sogar bis Sonntag Abend aus *proud*. (eigentlich lächerlich auf das stolz zu sein, aber du glaubst gar nicht wie schwierig mir das doch gefallen ist!) Und weißt du was passiert ist? Genau nichts! *gg* Die Welt ist nicht ohne mein Wissen untergegangen und ich habe auch nichts Weltbewegendes versäumt. 🙂

 

Wie ist deine Meinung zur Dauererreichbarkeit unserer Gesellschaft?

Kannst du dir vorstellen, dein Handy für längere Zeit auszumachen? Oder gehört das bei dir vielleicht (schon/noch) zur Routine?

Muss man heutzutage immer und überall erreichbar sein? 

 

 

P.S.: In den nächsten Tagen stelle ich dir meine persönliche Reading List für den Sommer am Blog online. Auch dieses Buch kannst du dann auf der Liste finden!

8 Comments

  1. Im Alltag auf Handy und Laptop zu verzichten, stelle ich mir noch viel schwerer vor, als z.B. im Urlaub. Womöglich noch dazu an den wenig verbliebenen Orten, wo es keines oder nur sehr schlechtes Internet gibt. Das hilft dann natürlich ungemein 😉

    Entspannte Urlaubsgrüße von den Seychellen,
    Flo

    P.S. So gesehen ist das mit dem Roaming-Aus in der EU natürlich ein Schas ^^

  2. Liebe Jasmin
    Ich kann sehr gut ohne Handy und Internet leben. Im Urlaub schalte ich den Pc oft 5-6 Tage nicht ein. Handy liegt auch stumm herum, aber ich bin halt eine andere Generation. 😇

  3. Pingback: Reading List: Summer - Mary Jay

  4. Ich gehöre auch zu den Leuten, die viel am Handy sind und beruflich bin ich auch auf den PC angewiesen. Nach dem Feirabend findet man mich aber selten am Laptop, weil ich da endlich „abschalten“ kann. Am Wochenende, wenn ich dann sowieso nicht arbeiten muss, hänge ich zwischendurch am Laptop, aber auch nicht viel. Meistens um etwas für meinen Blog zu schreiben oder zu shoppen.

    Mit dem Handy versuche ich auch schon länger es einfach mal beiseite zu packen und nicht erreichbar zu sein. Jedoch bin ich selbst ein kommunikativer Mensch und gehe auch gerne mit der Technik mit. Doch es tut auch wirklich ganz gut, einfach die Zeit für sich zu haben und diese zu genießen. Nächstes Wochenende bin ich bei einer Freundin in Nürnberg und ich denke dort werde ich das Handy mal mehr beiseite lassen und ggf. nur für die Eltern erreichbar zu sein.

    Leider ist es auch wirklich schlmm, dass die heutige Gesellschaft so viel am Handy hängt, wie will man dann als Single jemanden auf der Straße oder beim feiern wen kennenlernen, wenn zu 95% der Leute aufs Handy starren??? 😉

    Viele Grüße

    • Hallo Lisbeth, beim letzten Punkt geb ich dir vollkommen recht 😀
      Viel Spaß in Nürnberg und toi toi toi , dass das mit dem Handy klappt! Alles Liebe
      Jasmin

  5. Pingback: Reading List - COZY WINTER TIME - Mary Jay

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